Das Motto der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 lautet „C - the unseen“
- kann heissen (auf deutsch): „sieh die Ungesehene“, C auf englisch klingt wie „see“=sieh.
- steht aber auch einfach für Autokennzeichen C, also „Chemnitz - die Ungesehene“.
- für die Kirchen aber auch das C für „Christen - die Ungesehenen“.
Ich bin begeistert und erfreut, dass die Kirchen mit einem eigenen Projekt namens „Kulturkirche“ angetreten sind, mit eigenem Motto: „neu sehen, neu schätzen, neu stärken“.
Auf ein Projekt soll hier nochmal besonders eingegangen werden. Es war ein Projekt am Anfang des Kulturhauptstadt-Jahres zwischen Kirche und Carlowitz-Gesellschaft e.V., die ja in Chemnitz ihren Sitz hat und deshalb auch in das Kulturhauptstadt-Programm gehört. Die Glasarche-3 (es gibt schon zwei Vorgänger) reist seit Juni 2016 durch Mitteldeutschland und machte von Ende Oktober 2024 bis März 2025 Station in Chemnitz. Danach ist sie bis zum Mai in Bad Staffelstein vor der Basilika zu sehen. Meine Frau und ich haben sie uns Anfang Februar am Moritzpark angesehen, wo sie vom Theaterplatz im Januar 2025 hingezogen war. Das Wort „Arche“ stellt den biblischen Bezug her. Die Erzählung von Noah und seiner Arche ist zum einen eine Katastrophengeschichte, aber vor allem eine Rettungsgeschichte. Durch den Gehorsam Noahs hat Gott den Neuanfang nach der Katastrophe ermöglicht. Die Macher der Glasarche-3 aus dem Elstertal wollen die Zerbrechlichkeit der Natur und deren Gleichgewicht durch die Wahl des Materials zeigen, und dass wir Menschen mit unseren Händen zur Bewahrung der Schöpfung beitragen sollen, soweit wir es können.Die Skulptur mit der Hand, in der die zerbrechliche gläserne Arche liegt, bringt einen unwillkürlich zum Nachdenken und ruft uns die biblische Geschichte in Erinnerung, erreicht Menschen über die Kirche hinaus und verbindet sie mit uns im Besinnen auf die Schöpfung und Gott den Schöpfer.Hans von Carlowitz (1645-1714) war Oberberghauptmann aus Freiberg. Für ihn ist die Natur ein sakraler Raum. Er zitiert aus der biblischen Schöpfungsgeschichte das Gebot „…die Erde zu bebauen und zu bewahren.“ (Genesis 2,15). Er gewinnt daraus die Einsicht: Nur im Frieden und mit einem nachhaltigen Verhalten werden wir die Bewohnbarkeit unseres Planeten auf Dauer für uns und unsere „liebe Prosperität“ (Nachkommenschaft) sichern können. Diese Erkenntnis ist schon 300 Jahre alt, doch genauso aktuell wie damals. Die Rettungsgeschichte des Noah ist noch viel älter, aber sie ist nach wie vor eine Quelle der Hoffnung für die Zukunft aller Menschen bis heute. Christen glauben an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde, deshalb können wir ohne Panik jeden Tag mit Zuversicht leben. Aber der Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung bleibt.
Gottfried Trommer